Wie ist es wenn man von einer jungen Frau zur Mutter wird? Verändert man sich dadurch? Wird man ausgeglichener? Wie viel Zeit bleibt, um sich selbst zu sein? Und kriegt man zum Kind auch gleich noch die dazugehörende Gelassenheit geschenkt? Diese Fragen beschäftigten mich und ich wollte herausfinden, ob das Glück tatsächlich vollkommen ist wenn man eine Familie gründet.
Fragen, die auch in meinem Umfeld sehr aktuell sind. Daher habe ich für die Nachforschung eine Kollegin von mir ausgewählt. Sie repräsentiert für mich eine typische, in der Schweiz lebende, junge Frau. Sie ist 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer 2-jährigen Tochter. Vor vier Jahren hat sie das Studium zur Modedesignerin abgeschlossen. Da es aber schwierig ist, sich auf diese Weise einen Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet sie deshalb wieder in ihrem davor gelernten Beruf.
In ihren Interviews erzählte sie mir, was sie vermisst und wie vollbepackt ihr Alltag ist. Wie viel sie aufgeben musste und wie wenig Zeit noch zur Verfügung steht, die nur ihr gehört. Natürlich liebt sie ihre Tochter und würde sie für nichts in der Welt wieder hergeben. Doch die wenigen Stunden, die sie nur für sich hat, seien jeweils viel zu schnell vorbei. Zeit, für sich alleine zu haben fehlt ihr, spontan zu sein, einfach nur Nichtstun, in der Wiese liegen - in den Himmel zu schauen und abzuschweifen, zu träumen und den Gedanken nach zu hängen. Sie vermisst es auszugehen, Konzerte zu besuchen, zu reisen, zu zeichnen und Mode zu entwerfen - sei es momentan auch nur für sich selbst. Sie sehnt sich nach Weite, Leere - aufgeräumten Räumen, Platz und Ruhe.
Um dem Wunsch einer Teil-Anonymisierung der Protagonistin, beziehungsweise deren Kind, gerecht zu werden, kam mir die Idee der Installation. So wollte ich die verschiedenen Ebenen aufzeigen, Traum und Wirklichkeit zusammenbringen und diese dennoch nicht eins werden zu lassen. Einerseits ist da die im Vordergrund gezeigte Schablone der Realität, welches die Mutter mit dem, nach Aufmerksamkeit verlangenden, Kind darstellt, andererseits die im Hintergrund ablaufenden Projektionen ihrer Träume und Sehnsüchte. Diese ändern sich und sind nicht immer gleich existent. Die Wirklichkeit jedoch ist und bleibt präsent, im Hier und Jetzt. Durch den Schatten, welche die Schablone auf die Projektion wirft, wird verdeutlicht, dass beides zur selben Person gehört, dennoch aber nur ein Abbild der Realität zeigt.
Ich bin überzeugt, dass dieser Wunsch einfach nur Mensch sein zu wollen, seine kleinen und grossen Träume auszuleben - unabhängig von Rollen die wir einnehmen - universell ist. Wohl individuell verschieden aber an kein Land und keine Kultur gebunden. Auch in der Tatsache, dass es aus finanzieller Hinsicht oft nicht möglich ist, seiner Berufung nachzugehen und man sich öfters neu orientieren muss, sehe ich Parallelen zu Afrika.