Longing for the Future

Ausgangslage dieses Projekts sind vier ausgewählte Interviews der Ethnologinnen der Uni Basel, die in Mali und Burkina Faso forschen. Die Interviews geben Einblicke in das Leben der vier Personen. Im Zentrum steht dabei die Frage nach Plänen und Hoffnungen für die Zukunft. Darauf basierend hat unsere eigene Forschung begonnen.

Ich habe mit Mia gearbeitet, 24, ist in Serbien geboren und seit ihrem 5.Lebensjahr in der Schweiz. Sie hat Kleinkindererzieherin gelernt, arbeitet zurzeit im Tibits und möchte in näherer Zukunft Psychologie studieren oder auf Reisen gehen.

Durch erste Interviews, die allgemeine Fragen zur Biographie wie Vergangenheits- und Zukunftsaspekte beinhalteten, brachte ich einiges in Erfahrung, wodurch sich dann die Richtung meiner Forschung herausbildete. Zum einen hindert das Geld, zu wenig Verdienst bei sehr unregelmässigen Arbeitszeiten, Mia daran ihre Zukunft zu beginnen. Das anderer grosse Thema ist ihre Vergangenheit. Sie hat eine sehr vielschichtige, wie komplizierte Lebensgeschichte, die zuerst geklärt werden muss, bevor sie den Mut hat in die Zukunft zu investieren.

Durch die zu Beginn obligatorischen Interviews habe ich eine neue, spannende Methode gefunden um einen kreativen Prozess anzufangen. Ich habe weitere Interviews geführt, die mehr und mehr zu ausführlichen Gesprächen wurden, bei denen ein reger Austausch stattgefunden hat, und doch habe ich immer mein Ziel im Auge behalten. Es war eine sehr inspirierende und intensive Auseinandersetzung mit Mias Lebensgeschichte, wie auch meiner Eigenen.

Sehr früh war für mich klar, dass der Schwerpunkt meiner Arbeit auf dem Text liegen wird. Darum herum wollte ich eine feine, spezifisch ausgewählte Bildwelt schaffen, mit Bildern die ich während den Gesprächen gemacht habe und Bildern die Mia’s Leben skizzieren, wie wichtige Gegenstände oder ihre Gedichthefte, die sehr schlicht, archivarisch aufgenommen sind. Es sollte Raum bleiben für den Text, der im O-Ton gehaltenen Interview-Transkriptionen.

Ins Zentrum meiner Auseinandersetzung mit diesen Gesprächen rückte die Frage: Wie kann man einer Lebensgeschichte von jemand anderem genügend Aufmerksamkeit schenken?

Durch diese Fragestellung entwickelte ich die Idee einer Performance für die Kamera. Bei dieser habe ich die ganzen Interviews/Gespräche, die ich transkribiert hatte, auf einer Schreibmaschine abgetippt. Insgesamt habe ich etwa 20 Stunden abgetippt. Es ging mir darum, durch diesen Prozess noch einmal die Gespräche zu repetieren, nochmals darüber nachzudenken, meine Aufmerksamkeit noch einmal den Erzählungen von Mia zu widmen.

Die Arbeit besteht schlussendlich aus 16 Bildern, einer ca. 15m langen Papierrolle, auf der das ganze Interview abgetippt ist (21cm breit), Tonaufnahmen des Abtippens (ungeschnitten 20 Stunden) und einem Film, von den Händen und der Schreibmaschine (ungeschnitten ca. 14 Stunden).  Das ganze funktioniert als Installation an der Wand.

Die Tonspur ist integraler Bestandteil dieses Projekts, das daher an dieser Stelle nur unvollständig präsentiert werden kann.